Klinikum Freiburg stellt klar – die im Film gezeigte Gefahr ist reine Fiktion
Nach der Ausstrahlung des Tatorts „Kammerflimmern“ am 28. September 2025 diskutiert Deutschland über ein ebenso faszinierendes wie beunruhigendes Szenario: Hacker greifen implantierbare Defibrillatoren an und verwandeln lebensrettende Geräte in tödliche Waffen. Das Universitätsklinikum Freiburg stellt nun klar: Solche Szenen gehören ins Reich der Fiktion. Implantierbare Defibrillatoren sind hochsichere Medizinprodukte, die seit Jahrzehnten verlässlich Leben retten.
„Ein Hackerangriff, wie er im Tatort gezeigt wurde, ist unter realen Bedingungen nahezu ausgeschlossen“, betont Prof. Dr. Dirk Westermann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Herzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg. „Diese Geräte sind durch mehrere Sicherheitsebenen geschützt und unterliegen strengen internationalen Standards.“
Sicherheitsarchitektur schützt Patientinnen und Patienten
Implantierbare Defibrillatoren, auch ICDs genannt, sind komplexe Hightech-Geräte, die bei Herzrhythmusstörungen automatisch einen elektrischen Impuls abgeben, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Damit dies zuverlässig und sicher geschieht, sind alle Komponenten – vom Gehäuse bis zur Software – mehrfach abgesichert.
„Für einen Zugriff auf das Gerät wären entweder ein direkter physischer Kontakt oder ein extrem spezifischer digitaler Zugang nötig“, erklärt Westermann. „Beides ist in der Praxis nahezu unmöglich.“
Zudem müssen alle implantierbaren Herzgeräte ein aufwendiges Zulassungsverfahren durchlaufen. Dabei werden sowohl medizinische als auch technische Sicherheitsaspekte überprüft – bis hin zu Fragen der IT-Sicherheit und Datenverschlüsselung.
Reale Lebensretter – keine Hollywood-Gefahr
Implantierbare Defibrillatoren gehören zu den wichtigsten Errungenschaften der modernen Kardiologie. Jährlich werden in Deutschland rund 20.000 dieser Geräte implantiert – meist bei Menschen mit einem hohen Risiko für plötzlichen Herztod. Seit ihrer Einführung in den 1980er Jahren haben sie unzählige Leben gerettet.
„Für viele unserer Patientinnen und Patienten sind ICDs eine lebenslange Sicherheit“, so Westermann. „Sie ermöglichen ein weitgehend normales Leben, ohne ständige Angst vor gefährlichen Rhythmusstörungen.“
Das im Tatort gezeigte Szenario eines ferngesteuerten Defibrillators sei hingegen stark überzeichnet. „Die Realität sieht völlig anders aus – die Geräte sind so gebaut, dass sie selbst im Störungsfall keine Gefährdung darstellen. Sicherheit steht über allem.“
Cybersicherheit bleibt wichtig – aber kein Grund zur Panik
Trotz der Entwarnung weist der Freiburger Kardiologe darauf hin, dass die digitale Sicherheit im Gesundheitswesen insgesamt ein wichtiges Zukunftsthema bleibt. Immer mehr Geräte – von Implantaten bis zu Krankenhausnetzwerken – sind digital vernetzt. Hersteller, Behörden und Kliniken arbeiten deshalb kontinuierlich an neuen Schutzkonzepten.
„Cybersecurity ist eine Daueraufgabe“, sagt Westermann. „Aber das heißt nicht, dass Patientinnen und Patienten beunruhigt sein müssen. Ganz im Gegenteil: Das hohe Sicherheitsniveau der aktuellen Implantate ist Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und internationaler Zusammenarbeit.“
Zudem werden alle Systeme regelmäßig überprüft, und eventuelle Software-Updates erfolgen ausschließlich über geschützte medizinische Schnittstellen, nicht über frei zugängliche Netzwerke.
Medizinische Aufklärung statt Angst – Vertrauen in Technik und Ärzte
Nach der Ausstrahlung des Tatorts suchten zahlreiche Patientinnen und Patienten den Kontakt zu ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, um sich zu vergewissern, dass ihre Implantate sicher sind. Das Universitätsklinikum Freiburg nimmt diese Sorgen ernst – und reagiert mit Aufklärung.
„Wir begrüßen jede Diskussion über medizinische Sicherheit, aber sie sollte faktenbasiert sein“, so Westermann. „Filme wie der Tatort können gesellschaftliche Debatten anstoßen, aber sie dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass reale Therapien gefährlich sind.“
Das Herzzentrum Freiburg bietet deshalb regelmäßig Informationsveranstaltungen an, um Fragen zu Herzimplantaten, deren Funktionsweise und Sicherheit zu beantworten.
Ein Appell an das Vertrauen in moderne Medizin
Für die Ärztinnen und Ärzte am Universitätsklinikum Freiburg steht fest: Die Fortschritte in der Medizintechnik sind ein Segen – nicht eine Bedrohung. „Wir sollten die großartigen Erfolge der modernen Herzmedizin nicht durch fiktive Angstszenarien schmälern lassen“, so Westermann abschließend.
Implantierbare Defibrillatoren seien heute so sicher wie nie zuvor. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Innovation, internationaler Kooperation und strenger Regulierung. „Patientinnen und Patienten können ihrer Therapie vertrauen – sie sind in sicheren Händen.“
