Symbol eines Wendepunkts in Stuttgart
Über viele Jahre hinweg galt das Neckartor als einer der am stärksten belasteten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands. Nun markiert der Abbau der Luftfiltersäulen einen historischen Wendepunkt: Die Luftqualität hat sich nachhaltig verbessert, sodass die teuren und energieintensiven Filteranlagen nicht länger benötigt werden. Verkehrsminister Winfried Hermann spricht von einer „guten Nachricht für alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter – die Luft ist so sauber, dass kein technisches Filtern im Freien mehr nötig ist.“
Rückblick auf ein Pilotprojekt
Die Installation der Luftfiltersäulen begann Ende 2018 als gemeinsames Projekt von Land, Stadt Stuttgart und dem Unternehmen MANN+HUMMEL. Ursprünglich wurden 17 Anlagen mit Feinstaubfiltern in Betrieb genommen, später um Aktivkohle-Kombifilterelemente erweitert, um auch Stickstoffdioxid (NO₂) zu reduzieren. Im August 2020 erreichte das System mit 23 leistungsstärkeren Filter Cubes seine maximale Ausbaustufe. Eine begleitende wissenschaftliche Studie bestätigte: Die Säulen reduzierten Feinstaub und Stickstoffdioxid um durchschnittlich neun bis zehn Prozent – lokal ein wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung.
Positive Bilanz trotz hoher Kosten
Sowohl das Land als auch der Projektpartner ziehen eine positive Bilanz. „Als MANN+HUMMEL sind wir stolz, dass unsere Technologie den Übergang zu sauberer Luft in Stuttgart begleitet hat“, so Geschäftsführer Hanno Höhn. Insgesamt investierte das Land mehr als zwei Millionen Euro in das Projekt. Minister Hermann betonte zugleich, dass es sich um eine teure Nachsorgemaßnahme handelte, die aufgrund des hohen Strombedarfs dauerhaft nicht tragfähig gewesen wäre. „Wir haben damit die Spitze der Schadstoffbelastung gekappt – entscheidend ist aber, dass weniger Schadstoffe in die Luft gelangen.“
Maßnahmen-Mix führte zum Erfolg
Die Filtersäulen waren nur ein Baustein eines umfangreichen Maßnahmenpakets, das unter anderem Umweltzonen für ältere Diesel, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, intelligente Verkehrslenkung und die Förderung emissionsarmer Fahrzeuge umfasste. Gemeinsam führten diese Schritte dazu, dass die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid seit 2020 eingehalten werden. Zum Vergleich: 2018 lag der Jahresmittelwert am Neckartor noch bei 71 Mikrogramm NO₂ pro Kubikmeter, heute beträgt er unter 40 Mikrogramm.
Abbau als Schritt in die Zukunft
Mit der anhaltenden Verbesserung der Luftqualität wurde die Leistung der Filteranlagen bereits ab 2023 schrittweise reduziert, im Herbst 2024 schließlich ganz abgeschaltet. Nun folgt der vollständige Rückbau, der von der Stadt Stuttgart koordiniert wird und mit den Bauarbeiten an der B14/Cannstatter Straße verbunden ist. Der Abbau entlastet nicht nur den Landeshaushalt, sondern verdeutlicht auch: Nachhaltige Maßnahmen wirken umfassender als punktuelle technische Eingriffe.
Kurs halten für saubere Luft
Minister Hermann warnte jedoch davor, sich auf den bisherigen Erfolgen auszuruhen: „Ab 2030 gelten deutlich strengere EU-Grenzwerte. Wer jetzt für eine Rückkehr alter Dieselfahrzeuge plädiert, riskiert die Gesundheit der Menschen und neue Grenzwertüberschreitungen.“ Baden-Württemberg werde deshalb konsequent auf einen sauberen, nachhaltigen Verkehr setzen. Die Filtersäulen am Neckartor sind damit nicht nur ein technisches Experiment, sondern auch ein sichtbares Symbol dafür, wie aus einer Notlösung ein dauerhafter Fortschritt werden kann.
