Eine Reise zu den WERT-vollen Orten des Landes
Vom 8. bis 11. September 2025 begaben sich Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, und Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im selben Ministerium, auf eine besondere Tour: die jährliche Denkmalreise. Unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ standen diesmal ausgewählte Kulturdenkmale im Mittelpunkt, die auf beeindruckende Weise zeigen, wie Baukultur, Geschichte und Identität miteinander verflochten sind.
Die Denkmalreise bildet seit Jahren einen festen Bestandteil der Kulturpflege im Land. Sie ist mehr als ein Besuchsprogramm: Sie setzt ein Zeichen für den Schutz und die Weiterentwicklung des baulichen Erbes Baden-Württembergs.
Ministerin Razavi: Historische Orte als Schlüssel zur Zukunft
Ministerin Razavi startete ihre Reise am 10. September in Mannheim. Dort besuchte sie die Siedlung Reiherplatz, eine städtische Arbeitersiedlung aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Inspiriert von der englischen Gartenstadtbewegung, ist sie bis heute ein Musterbeispiel für sozialen Wohnungsbau, der Lebensqualität und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
„Die Siedlung Reiherplatz zeigt, dass bezahlbarer Wohnraum nicht nur funktional, sondern auch lebenswert sein kann“, betonte Razavi. Sie übergab der Stadt Mannheim einen symbolischen Scheck in Höhe von 11,8 Millionen Euro aus dem Städtebauförderprogramm des Landes, um weitere Sanierungen und Modernisierungen zu ermöglichen.
Am Nachmittag führte die Reise zur frühmittelalterlichen Befestigungsanlage „Birk“ in Seckach-Großeicholzheim. Archäologische Grabungen geben hier Aufschluss über Herrschaftsstrukturen aus dem 9. Jahrhundert. „Solche Fundstellen sind Schatzkammern unserer Geschichte. Sie lassen uns verstehen, wie sich Macht- und Siedlungsstrukturen im Frühmittelalter entwickelt haben“, erklärte Razavi.
Auf den Spuren von Römern, Bischöfen und Fürsten
Am 11. September reiste die Ministerin nach Konstanz, Donaueschingen und Villingen-Schwenningen. In Konstanz besuchte sie das römische Kastell und die Überreste der mittelalterlichen Bischofsstadt – eindrucksvolle Zeugnisse, die Stadtgeschichte über zwei Jahrtausende greifbar machen. Hier überreichte Razavi einen weiteren Förderscheck in Höhe von 1 Million Euro.
In Donaueschingen stand der Fürstlich Fürstenbergische Marstall mit seiner seltenen Anspannhalle im Fokus. Besonders faszinierend ist die Vermutung, dass das filigrane Eisengefüge aus der Werkstatt von Gustave Eiffel stammen könnte.
Zum Abschluss besuchte Razavi das MPS Studio in Villingen-Schwenningen, das einstige Mekka der europäischen Jazzszene. „Es ist beeindruckend, an dem Ort zu stehen, an dem Musikgeschichte geschrieben wurde“, schwärmte die Ministerin.
Staatssekretärin Lindlohr: Von vorgeschichtlichen Höhen bis zur Nachkriegsmoderne
Bereits am 8. und 9. September war Staatssekretärin Lindlohr unterwegs. Ihre Route führte sie unter anderem zum Lochenstein bei Hausen am Tann, einem möglicherweise rituellen Platz aus der frühen Eisenzeit, und zum ehemaligen Zisterzienserkloster Heiligkreuztal, das nach behutsamer Restaurierung als Bildungsstätte genutzt wird.
Besonders inspirierend war für Lindlohr der Besuch der Siedlung Schafbrühl in Tübingen, die bereits in den 1980er-Jahren ein Paradebeispiel für ökologisches Bauen und gemeinschaftliches Wohnen war. „Diese Siedlung zeigt, wie visionäre Ideen Realität werden können – ein Modell, das bis heute wegweisend ist“, so Lindlohr.
Am zweiten Tag standen unter anderem das Schlossgut Hochdorf mit einem freigelegten römischen Keller, das jungsteinzeitliche Gräberfeld in Großsachsenheim sowie das Verlagsgebäude Ernst Klett in Stuttgart auf dem Programm. Den Abschluss bildete die Villa Knosp, ein herausragendes Beispiel bürgerlicher Baukultur des 19. Jahrhunderts, die derzeit denkmalgerecht saniert wird.
Denkmalpflege als Gemeinschaftsaufgabe
Sowohl Razavi als auch Lindlohr betonten, dass der Erhalt von Kulturdenkmalen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. „Denkmalpflege ist nicht nur Bewahrung der Vergangenheit, sondern Investition in die Zukunft“, erklärte Razavi. Orte wie der Reiherplatz, der Marstall oder der Klett-Campus seien gelebte Baukultur, die Identität stiften und Räume für Begegnung schaffen.
Lindlohr ergänzte: „Ob römischer Keller, mittelalterliches Kloster oder Nachkriegsarchitektur – sie alle erzählen Geschichten, die wir sichtbar machen und an künftige Generationen weitergeben müssen.“
Höhepunkt: Tag des offenen Denkmals
Den Abschluss der Denkmalwoche bildet der Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025. Landesweit öffnen hunderte Kulturdenkmale ihre Türen und laden Besucherinnen und Besucher ein, Geschichte zu erleben. Bereits am Vorabend findet die Nacht des offenen Denkmals im Mannheimer Stadthaus N1 statt – mit Ministerin Razavi als Ehrengast.
