Vier starke Regionen sprechen mit einer Stimme
Beim Wirtschaftsgipfel Baden-Württemberg – EU am 1. und 2. Oktober 2025 in Brüssel traten die vier wirtschaftsstärksten Regionen Europas – Baden-Württemberg, Lombardei, Auvergne-Rhône-Alpes und Katalonien – geschlossen auf. Gemeinsam bilden sie das Netzwerk der „Vier Motoren für Europa“, das seit Jahrzehnten den wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt auf dem Kontinent mitgestaltet.
Unter dem Motto „Shaping the Shift – The Four Motors for Europe driving Transformation in the Automotive Sector“ machten sie deutlich: Europas industrielle Zukunft entscheidet sich in seinen Regionen. Sie forderten mehr Handlungsspielräume, Technologieoffenheit und gezielte europäische Unterstützung für den tiefgreifenden Strukturwandel der Automobilindustrie.
Der Wandel entscheidet sich in den Regionen
„Der Strukturwandel der europäischen Automobilindustrie entscheidet sich in deren Leitregionen“, betonte Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, beim Treffen in Brüssel.
Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission, darunter Prof. Dr. Andrea Wechsler, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Mark Nicklas von der Generaldirektion GROW, diskutierten die Vier Motoren, wie Europa seine industrielle Stärke sichern kann, wenn Technologie, Markt und Regulierung sich rasant verändern.
Rapp hob hervor, dass gerade Regionen wie Baden-Württemberg die Motoren des industriellen Fortschritts seien: „Hier entstehen Innovationen, hier werden Arbeitsplätze geschaffen und hier wird der Umbau hin zu einer klimaneutralen Mobilität gestaltet. Wenn Europa seine industrielle Führungsrolle behalten will, muss es diesen Regionen die nötige Unterstützung geben.“
Technologieoffenheit statt Überregulierung
Im Zentrum der Debatte stand die Forderung nach mehr Technologieoffenheit und Flexibilität. Die Vier Motoren warnten vor einer zunehmenden Überregulierung, die Innovationen ausbremse und Investitionen behindere. „Europa muss Vertrauen in seine Regionen und Unternehmen haben. Wer ständig neue Vorgaben erlässt, schafft Unsicherheit und lähmt den Fortschritt“, so Rapp.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Vier Motoren betonten, dass die Transformation nur gelingen könne, wenn die Europäische Union künftig weniger auf starre Vorgaben und mehr auf Förderung von Forschung, Entwicklung und marktnahen Innovationen setze. Nur so könne die europäische Automobilwirtschaft im globalen Wettbewerb mit den USA und Asien bestehen.
Investitionen in die industriellen Herzkammern Europas
Die Vier Motoren fordern, dass die EU im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) gezielt in jene Regionen investiert, die als industrielle Zentren Europas gelten. Zukunftstechnologien wie Batteriezellen, Halbleiter, Wasserstoff, smarte Softwarelösungen und klimaneutrale Antriebe entstehen nicht in der Theorie, sondern in den Laboren, Werkstätten und Fabriken dieser Regionen.
Diese Orte seien die „Herzkammern der Transformation“, erklärte Rapp. „Wenn die EU hier gezielt investiert, stärkt sie nicht nur ihre industrielle Basis, sondern auch ihre geopolitische Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.“
Die Vier Motoren wollen dabei eng zusammenarbeiten, um gemeinsame europäische Projekte zu initiieren – von grenzüberschreitenden Forschungsnetzwerken bis hin zu Innovationsclustern im Bereich Mobilität und Energie.
Balance zwischen Klima, Wirtschaft und Innovation
Einigkeit herrschte bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber, dass die Dekarbonisierung des Verkehrs vorangetrieben werden muss. Doch diese dürfe nicht auf Kosten der wirtschaftlichen Stabilität gehen. „Wir müssen das richtige Gleichgewicht finden – zwischen ökologischem Anspruch und ökonomischer Machbarkeit, zwischen Planungssicherheit und Flexibilität für Unternehmen“, sagte Rapp.
Regulierung müsse Innovation ermöglichen, nicht verhindern. Wenn Europa den Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität schaffen wolle, müsse es Rahmenbedingungen schaffen, die Forschung, Entwicklung und Markteinführung neuer Technologien fördern, anstatt sie zu behindern.
Vier Motoren als Stimme der Regionen
Mit ihrem gemeinsamen Auftritt in Brüssel positionierten sich die Vier Motoren erneut als starke Stimme für die europäischen Regionen. Sie stehen für über 45 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, mehr als 10 Prozent des EU-Bruttoinlandsprodukts und eine enorme Innovationskraft, die weit über ihre Grenzen hinaus wirkt.
„Europa braucht starke Regionen, wenn es global wettbewerbsfähig bleiben will“, fasste Rapp zusammen. „Unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel aktiv zu gestalten – mit Mut, technologischer Vielfalt und einer Politik, die auf Kooperation statt Bürokratie setzt.“
Mit dieser Botschaft endete der Wirtschaftsgipfel in Brüssel – verbunden mit dem klaren Appell an die Europäische Kommission, die Regionen künftig stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden und sie als Träger des Fortschritts und der Transformation zu begreifen.
