Startschuss für ein zukunftsweisendes Pilotprojekt
In Heidelberg beginnt eine neue Ära der Verkehrsüberwachung: Seit Mitte September 2025 ist in der Bahnstadt und der Altstadt ein speziell ausgerüstetes Scan-Fahrzeug im Einsatz, das automatisch Falschparker erfasst. Ziel des Projekts ist es, Verkehrssicherheit und Fairness im Straßenraum zu erhöhen und gleichzeitig Verwaltungsprozesse effizienter zu gestalten. Der Pilotversuch ist Teil einer landesweiten Initiative des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg, das gemeinsam mit der Stadt Heidelberg digitale Innovationen im Parkraummanagement erprobt.
Beim offiziellen Start des Projekts auf dem Gadamerplatz in der Bahnstadt betonte Staatssekretärin Elke Zimmer, dass Heidelberg mit diesem Vorhaben bundesweit eine Vorreiterrolle einnimmt: „Falsch geparkte Fahrzeuge sorgen immer wieder für gefährliche Situationen, vor allem auf Schulwegen. Wenn Autos Fuß- oder Radwege blockieren, müssen Menschen ausweichen – das kann lebensgefährlich werden. Mit den Scan-Fahrzeugen können Kommunen künftig größere Flächen mit dem gleichen Personalaufwand kontrollieren und so für mehr Sicherheit sorgen.“
Mehr Sicherheit, Fairness und Effizienz im Straßenraum
Auch Heidelbergs Mobilitätsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sieht in dem Projekt einen wichtigen Baustein für die Verkehrswende in der Stadt. „Unser Ziel ist klar: mehr Sicherheit, mehr Fairness und mehr Effizienz. Das Scan-Fahrzeug ist kein Selbstzweck, sondern ein Instrument, um den Straßenraum gerechter zu gestalten. Wer korrekt parkt, hat nichts zu befürchten – aber Rettungswege, Kreuzungen und Schulwege müssen zuverlässig freibleiben. Im Ernstfall kann das Leben retten.“
Das Projekt ist Teil einer umfassenden Mobilitätsstrategie, die der Heidelberger Gemeinderat beschlossen hat. Es ergänzt bestehende Maßnahmen wie das betriebliche Mobilitätsmanagement, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und die Radverkehrsförderung. Gemeinsam sollen diese Bausteine eine sichere, nachhaltige und moderne Mobilität in der Stadt ermöglichen.
Digitalisierung als Motor für smarte Verwaltung
Neben den verkehrlichen Aspekten spielt die Digitalisierung der Verwaltung eine zentrale Rolle. Digitalbürgermeisterin Martina Pfister sieht in dem Pilotprojekt ein Beispiel für die Chancen einer intelligenten Stadtentwicklung: „Das Scan-Fahrzeug ist ein weiterer Schritt hin zur Smart City Heidelberg. Wir zeigen, wie digitale Technologien Verwaltung effizienter, bürgerfreundlicher und sicherer machen können.“
Heidelberg setzt schon seit Jahren auf innovative Lösungen – vom digitalen Baustellenmanagement über den Online-Anliegenmelder bis hin zu Echtzeitinformationen über freie Parkhäuser. Das Scan-Fahrzeug knüpft daran an und liefert wertvolle Erkenntnisse, wie automatisierte Prozesse künftig die Arbeit kommunaler Behörden erleichtern können.
Datenschutz hat höchste Priorität
Das System ist so konzipiert, dass der Datenschutz jederzeit gewährleistet bleibt. Das Fahrzeug scannt die Kennzeichen abgestellter Autos und gleicht sie mit bestehenden Parkdaten – etwa Bewohnerparkausweisen oder Parkscheinen – ab. Nur wenn ein möglicher Verstoß vorliegt, werden die Daten an das zuständige Fachamt übermittelt, um eine manuelle Prüfung zu ermöglichen. Liegt kein Verstoß vor, werden alle Daten sofort gelöscht.
Zudem sorgt spezielle Software dafür, dass Gesichter, Personen oder Hausfassaden auf den erfassten Bildern automatisch unkenntlich gemacht werden. Alle Datenverarbeitungen erfolgen streng nach § 13 des Landesmobilitätsgesetzes Baden-Württemberg. Stadt und Land stehen hierzu in engem Austausch mit den Datenschutzbeauftragten.
Testbetrieb ohne Bußgelder
Wichtig für alle Bürgerinnen und Bürger: Während der laufenden Testphase werden keine Verwarnungen oder Bußgelder auf Grundlage der gescannten Daten verhängt. Das Projekt dient allein der technischen Erprobung und wissenschaftlichen Auswertung. Parallel finden weiterhin die üblichen Fußkontrollen des Gemeindevollzugsdienstes statt.
Die Testphase umfasst die Stadtteile Bahnstadt und Altstadt. Beide Gebiete sind an den Zufahrtsstraßen deutlich gekennzeichnet, sodass Anwohnerinnen, Anwohner und Besucherinnen und Besucher über den Einsatz informiert sind. Eine erste Auswertung der gesammelten Daten ist für das erste Quartal 2026 geplant.
Vorteile für die gesamte Stadtgesellschaft
Das Scan-Fahrzeug bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Zum einen schafft es mehr Fairness, da Parkberechtigungen systematisch überprüft werden können. Zum anderen sorgt es für mehr Sicherheit, weil Schulwege, Rettungswege und Radspuren besser freigehalten werden. Auch die Effizienz der Kontrollen steigt deutlich: Ein Scan-Fahrzeug kann bis zu 1.000 Fahrzeuge pro Stunde überprüfen – im Vergleich zu rund 50 bei einer herkömmlichen Kontrolle.
Die frei werdenden Kapazitäten beim Vollzugsdienst können künftig gezielter für Schwerpunkteinsätze genutzt werden, etwa an Schulen, Bushaltestellen oder stark frequentierten Kreuzungen. Damit profitieren besonders Kinder, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Landesweite Bedeutung für Baden-Württemberg
Heidelberg ist eine von vier Pilotkommunen in Baden-Württemberg, die die Technologie derzeit erproben – neben Mannheim, Freiburg und Waldshut-Tiengen. Ein erster Versuch auf dem Gelände der Universität Hohenheim war bereits erfolgreich abgeschlossen worden.
Das Land Baden-Württemberg hat mit dem Landesmobilitätsgesetz als erstes Bundesland die rechtliche Grundlage für den Einsatz solcher Scan-Fahrzeuge geschaffen. Die Erfahrungen aus den laufenden Projekten fließen in einen landesweiten Handlungsleitfaden ein, der Kommunen künftig den reibungslosen Übergang in den Regelbetrieb ermöglichen soll.
Fazit: Digitalisierung im Dienst der Verkehrssicherheit
Mit dem Heidelberger Pilotprojekt zeigt sich, wie technologische Innovation, Verkehrssicherheit und Bürgernähe Hand in Hand gehen können. Durch das Zusammenspiel von Stadt, Land und Wissenschaft entsteht ein Modell, das weit über Heidelberg hinaus Bedeutung haben könnte.
„Unser Ziel ist eine Stadt, in der sich alle sicher und fair bewegen können – zu Fuß, mit dem Rad, im Auto oder mit dem ÖPNV“, so Mobilitätsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain. „Das Scan-Fahrzeug ist ein Werkzeug auf diesem Weg – und ein Symbol dafür, dass Heidelberg Verantwortung übernimmt, um Mobilität neu zu denken.“
